10. Kapitel
Mikhail wurde durch fröhliches Kinderlachen geweckt. Er schlug die Augen auf, und sein Blick fiel auf das von der Morgensonne erhellte Zimmer. Ein hübsches Zimmer, wenn auch ziemlich klein. Sein Zimmer, für die Dauer ihres Aufenthalts. Es wäre noch hübscher gewesen, wenn er ein wenig mehr Platz gehabt hätte. Oder zumindest ein Bett zum Schlafen.
Er warf einen gereizten Blick auf das Sofa, auf dem er eine unbequeme Nacht verbracht hatte, erhob sich und streckte seine verkrampften Muskeln. Er hatte in seinen wilden Studentenjahren zwar schon an schlimmeren Orten übernachtet, aber nie für so lange Zeit. Ob er sich vielleicht auf dem Fußboden ein Lager zurechtmachen könnte? Der kleine Schreibtisch in der Ecke konnte doch sicher woanders untergebracht werden, damit er mehr Platz hatte?
Abermals drang Kinderlachen an sein Ohr und erinnerte ihn daran, was ihn geweckt hatte. Er griff nach seinen abgelegten Kleidern und begann sich anzuziehen. Dabei fiel sein Blick auf das Bücherregal, das eine ganze Wand des kleinen Zimmerchens einnahm. Er würde die Büchersammlung des verblichenen Mr. Witherspoon, Schullehrer, später genauer in Augenschein nehmen.
Er trat in den schmalen Gang hinaus und ging die paar Schritte zum Wohnzimmer, dessen Tür offen stand. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn innehalten. Nell saß in einem schlichten weißen Baumwollnachthemd im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Kamin, in dem ein warmes Feuer brannte. Ihr dichtes braunes Haar hing offen über Rücken und Schultern. Auf ihrem Schoß saß Mitja. Katja lag vor ihnen auf dem Teppich und strampelte mit Armen und Beinchen.
Nell unterhielt die Kleinen mit großen Gesten und komischen Grimassen.
Es dauerte einen Moment, bis Mikhail klar wurde, dass sie ihnen die Geschichte von Heinrich VIII. erzählte.
»Anne konnte flehen so viel sie wollte, sie stieß auf taube Ohren beim König. Es war zu spät für sie. Er befahl, sie fortzubringen und ihr den Kopf abzuschlagen!«
Nell brach theatralisch zusammen, sehr zum Vergnügen der Kleinen. Mitja hüpfte begeistert auf ihrem Schoß auf und ab und Katja, die nie hinter ihrem Cousin zurückstand, krähte und fuchtelte mit den Ärmchen.
»Erzählst du ihnen wirklich gerade die Geschichte von Heinrich VIII. und seinen zahlreichen Frauen? Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Kindergeschichte ist«, sagte Mikhail belustigt. Er unterbrach sie nur ungern. Eigentlich tat er es nur, weil er nicht länger ausgeschlossen sein wollte.
Nell setzte sich erschrocken auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Sie sind schon wach?«
Mikhail hob eine Braue. »Gut beobachtet.«
Er trat ein, ging zu ihnen und setzte sich neben Katja auf den Teppich, die ihm auch sogleich eifrig die Ärmchen entgegenstreckte.
»Meine Güte, das ist mir aber peinlich«, stotterte Nell. »Warten Sie, ich ziehe mich rasch an.«
»Nein, bitte bleib. Und du solltest mich duzen. Immerhin sind wir Mann und Frau.« Er lächelte gewinnend.
Sie runzelte die Stirn. »Also gut, aber ...«
»Bleib. Wir müssen unbedingt etwas besprechen.«
»Kann das nicht warten, bis ...«
»Nein.« Mikhail wusste, wie lächerlich das war, aber er wollte nicht, dass Nell sich schon ankleidete. Sie sah so reizend, so ... natürlich aus. Ihre Schönheit war vollkommen ungekünstelt. So etwas kannte er nicht. Die Frauen, mit denen er in London gelegentlich die Nacht verbrachte, hatten immer entweder irgendwelche Schmuckstücke an oder trugen aufreizende, teure Negligés und ruhten auf spitzenverbrämten Seidenkissen.
Aber Nell in ihrem einfachen Nachthemd und den herrlichen, langen, kastanienbraunen Haaren, die Wangen rosa vor Verlegenheit, war einfach nur wunderschön in ihrer Natürlichkeit.
»Also, worum geht es?« Sie hielt Mitja an sich gedrückt, wie einen Schutzschild. Mikhails Lippen zuckten. Er konnte es ihr nicht übel nehmen: Seine Gedanken waren nicht gerade unschuldig.
»Wie's der Zufall will, geht es um Kleidung. Wir brauchen beide etwas zum Anziehen und die Kinder ebenso. Aber dieses Dorf ist ziemlich klein ...« Was er sagte, war ganz richtig - obwohl ihm die Idee gerade erst spontan in den Sinn gekommen war.
Nell biss sich auf die Lippe, wie sie es immer tat, wenn sie über etwas nachgrübelte. Sein Blick wanderte über ihren Mund, und er fragte sich unwillkürlich, was sie wohl täte, wenn er sie jetzt küssen würde.
»Nach Bath können wir wohl nicht ...«, überlegte sie laut.
»Nein«, musste Mikhail ihr zustimmen. Für einen Moment hatte er ganz vergessen, dass sie auf der Flucht waren und sich verstecken mussten. Nell hatte ihn wieder daran erinnert. Er durfte sich nicht zu sehr von ihr ablenken lassen, nahm er sich vor, er musste wachsam bleiben. Um der Kinder willen.
»Wir könnten Adam bitten, uns Kleidung zu bestellen. Das dürfte kein Problem sein, er bekommt regelmäßig Lieferungen aller Art. Sicher kann er ein Kleid für mich, Hemd und Hose für Sie - ich meine für dich - und Kleidung für die Kinder bestellen. Solange wir im Voraus bezahlen.« Sie schaute ihn fragend an.
»Geld ist kein Problem«, versicherte Mikhail sofort. »Ja, ich glaube, das ist vorläufig das Beste, was wir tun können. Ich hoffe nur, dass es nicht allzu lange dauert, bis die Sachen da sind.«
Eine friedliche Stille senkte sich über den Raum. Mikhail streckte die Hand aus und schob ihr eine Locke hinters Ohr.
»Habe ich schon danke gesagt?«, fragte er leise.
Nell blinzelte ihn verwirrt an. »Wofür?«
»Dass du uns das Leben gerettet hast.« Er konnte einfach nicht die Hände von ihr lassen. Sanft wanderten seine Finger über ihre Wange. »Dass du für die Kleinen da bist.«
»Ach.«
Mikhail vergrub die Hände in Nells dichtem Haar, und sie schloss unwillkürlich die Augen. »Gern geschehen«, flüsterte sie. Ohne es zu wollen, hatte sie sich vorgebeugt. Mikhail sah keinen Grund, ihr zu widerstehen. Auch er beugte sich vor und wollte sie gerade küssen, da schlug mit einem lauten Knall die Haustür zu.
Nell sprang erschrocken auf, Mikhail folgte in etwas langsamerem Tempo. Morag stand im Türrahmen und funkelte Mikhail mit schmalen Augen an.
»Morag, da bist du ja«, stieß Nell atemlos hervor und eilte mit schamrotem Gesicht auf die alte Frau zu. »Könntest du kurz auf ihn aufpassen? Ich gehe mich schnell anziehen.« Sie drückte ihr Mitja in die Arme und verschwand nach oben.
Die alte Frau hatte sich nicht gerührt. Ihr Blick war immer noch unverwandt auf Mikhail gerichtet. Die Bedeutung war klar.
»Ich hab's nicht böse gemeint«, sagte dieser verlegen.
Die weisen blauen Augen verengten sich noch mehr.
»Keine Sorge, ich will ihr nichts antun. Das wäre eine schäbige Art, ihre Hilfsbereitschaft zu vergelten.« Er seufzte. »Du hast mein Wort.«
Die alte Schottin nickte knapp. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und folgte Nell die Treppe hinauf.
Mikhail fragte sich, ob es wohl leichter gewesen wäre, wenn Nell der Alten nicht verraten hätte, dass sie nicht wirklich miteinander verheiratet waren. Aber Nell hatte darauf bestanden, es ihr zu sagen. Sie meinte, die Tatsache, dass sie in getrennten Zimmern schliefen, hätte sowieso sofort ihren Verdacht erregt. Logisch, fand Mikhail. Aber er hätte gar nichts dagegen gehabt, im selben Zimmer wie Nell zu schlafen. Oder gar im selben Bett. Ein Opfer, das er nur zu gerne gebracht hätte. Verdammt! Wäre er doch bloß früher auf diesen Gedanken gekommen!
»Hallo, ist jemand zu Hause?«
Mikhail fuhr zusammen. Mit wenigen Schritten war er an der Haustür und riss sie auf. Vor ihm stand eine rundliche Frau mit graumelierten, dunkelblonden Haaren und roten Apfelbäckchen. Mikhail atmete auf. Sie schien keine Bedrohung darzustellen.
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, erkundigte er sich lächelnd.
»Also ... ich«, stammelte die Frau und musste sich mit der Hand Luft zufächeln. Ihre Miene war so komisch, dass Mikhail an sich halten musste, um nicht laut zu lachen. »Ich ... ja. Also, ich bin Sarah, Adams Frau.«
»Aha«, erklärte Mikhail. »Adam ist ein Glückspilz.«
Sarah errötete und kicherte wie ein Backfisch. »Umwerfend und charmant obendrein! Nein, unsere Storm ist ein Glückspilz!«
Nells richtiger Name erinnerte Mikhail daran, wie viele Geheimnisse seine »Frau« noch für sich behalten hatte.
»Wollten Sie mit ... Storm sprechen?«
Sarah schien erst jetzt wieder einzufallen, weshalb sie hergekommen war. Sie nickte energisch. »Ja, ja ... Obwohl, dürfte ich Sie vielleicht was fragen, Mr. Michael?«
Mikhail entging nicht, dass Sarah bereits seinen Namen kannte. Nun, selbst in London sprach sich Klatsch schnell herum, und in diesem winzigen Dorf ...
»Selbstverständlich. Und bitte, nennen Sie mich Michael.«
Sarah strahlte. Für einen Mann, der es gewohnt war, dass die Leute vor ihm katzbuckelten und ihn mit »Euer Gnaden« anredeten, war es eine überraschend angenehme Erfahrung, mit seinen Mitmenschen auf gleicher Augenhöhe zu verkehren.
»Ja, also, Michael, ich wollte nur sagen, dass das ganze Dorf kopfsteht! Wer hätte gedacht, dass unsere Storm noch mal heiraten würde, vor allem nach dieser Sache mit George ...« Stirnrunzelnd hielt sie inne.
Wer zum Teufel war George?
»Aber das ist lange her ... Was sagten Sie gleich, was machen Sie beruflich?« Sarahs Augen funkelten vor Neugier.
Er hatte nichts gesagt, beschloss aber mitzuspielen. Im Austausch für Informationen über George.
»Ich bin Schullehrer. Lebt George noch immer hier?« Er fragte es so gleichgültig wie möglich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Nell diesen George irgendwo anders kennen gelernt hatte. Immerhin hatte sie lange in diesem Dorf gelebt. Auch durfte er sich nicht anmerken lassen, dass er noch nie etwas von diesem George gehört hatte.
»Ja, schon, aber er ist jetzt mit der Metzgerstochter verheiratet, Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen«, beeilte sich Sarah zu versichern.
Sollte er sich denn wegen George Sorgen machen? War er Nells Verflossener? Er hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, mit ihr zu reden und mehr über diese Sache herauszubekommen.
»Mrs. Sarah, wenn Sie einen Moment hier warten würden? Ich gehe rasch und hole N... Storm, ja?« Mikhail schenkte ihr ein gekünsteltes Lächeln.
Liebte sie ihn noch? Nicht dass ihn das etwas anging. Nein, es ging ihn nichts an ... Oder doch, es ging ihn sehr wohl etwas an! Er war schließlich ihr Mann. Jedenfalls ihr gespielter Mann. In den Augen der Dorfbewohner war er ihr Mann. Und er wollte verdammt sein, wenn er es sich gefallen ließe, dass sie einem anderen hinterhertrauerte!
»Ja, gerne. Aber bitte, nennen Sie mich doch Sarah.« Sarah klimperte kokett mit den Wimpern. Mikhail nickte knapp und ging.
»Du hast Besuch.«
Mikhail verharrte im Türrahmen von Nells Schlafzimmer. Diese war soeben damit beschäftigt, Katja in eine saubere Windel zu wickeln. Sie drehte sich nicht sogleich um, nahm sich einen Augenblick Zeit, bevor sie ihrem falschen Ehemann gegenübertrat. Ja, genau das war er - ein falscher Ehemann. Darüber hinaus war er betörend attraktiv, intelligent, tapfer und ganz vernarrt in seine Nichte und seinen Neffen. Und sie war drauf und dran, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben.
Lachhaft, einfach lachhaft, dass sie sich so zu diesem unglaublich attraktiven Mann, der nur so tat, als ob er ihr Ehemann wäre, hingezogen fühlte. Seit der Sache mit George hatte sie sich für keinen Mann mehr interessiert. Und jetzt, wo sie wusste, dass sie nie heiraten, sich nie verlieben durfte, lief ihr dieser Mann über den Weg, ein Mann, der aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung ohnehin unerreichbar für sie war. Und ausgerechnet für diesen Mann musste sie die Ehefrau spielen. Wie grausam das Schicksal doch war.
Sie vergewisserte sich, dass die Kinder weit genug von der Bettkante entfernt lagen, um nicht herunterzufallen, dann erst drehte sie sich zu ihm um. Und nein, sie wollte nicht daran denken, wie wundervoll sich seine Berührung angefühlt hatte, vorhin, als er ihr Gesicht gestreichelt hatte.
»Besuch?«
»Ja.«
Nell sah erst jetzt, wie zornig Mikhail war. Sie erkannte es an seinen angespannten Kiefermuskeln, den zu Fäusten geballten Händen.
Ohne zu überlegen lief sie zu ihm und streckte die Hand nach ihm aus. »Was ist? Ist etwas passiert?«
Er ignorierte ihre Hand. »Nichts. Adams Frau, Sarah, steht unten. Sie hat mir von George erzählt.«
Nell erstarrte und ließ ihre Hand sinken. Der Klatsch machte also bereits die Runde, was? Obwohl sie nicht erwartet hätte, dass die Sprache zuerst auf George kommen würde. Nicht, wo es ein weit ergiebigeres Klatschthema gab, als eine missglückte Liebesaffäre: eine Mutter, die irrsinnig geworden war.
»Wie nett«, sagte sie schließlich ein wenig lahm.
»Nett?!«, fauchte Mikhail empört und trat unwillkürlich einen Schritt näher. »Was soll das schon wieder heißen?«
Jetzt wurde auch sie allmählich zornig. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Was denn? Sarah hat dir eine erbärmliche Geschichte aus meiner Vergangenheit erzählt. Was kann ich dafür?«
Er blickte sie verwirrt an. Dann kniff er die Augen zusammen. »Liebst du ihn noch?«
Ihn noch lieben? Nell konnte nicht anders, plötzlich musste sie lachen. Als sie Mikhails Gesicht sah, lachte sie nur noch mehr.
»Nell?«, sagte er, so verstört, dass Nell das Lachen verging. Sie seufzte.
»Tut mir leid«, sagte sie, »aber wenn Sarah dir diesen Eindruck vermittelt hat, ist sie eine schlechtere Klatschtante, als ich gedacht hätte!«
»Nun, sie hat nicht viel gesagt...«, gestand Mikhail langsam.
Nell wandte ihm den Rücken zu, nahm Katja hoch und setzte sich neben Mitja aufs Bett. Jetzt, wo sie darüber gelacht hatte, fühlte sie sich seltsamerweise besser. Nun gut, dann würde sie ihm eben jetzt schon die Geschichte erzählen.
»Ich nehme an, du willst mehr über George erfahren?«
Mikhail nickte. »Es gefällt mir nicht, der einzige Trottel zu sein, der nicht darüber Bescheid weiß. Also ja, wenn's dir nichts ausmacht.«
Nell bekam Gewissensbisse. Immerhin war George nur die Spitze des Eisbergs. Aber ihre ganze restliche Lebensgeschichte? Nein, die würde er schon von anderer Seite erfahren müssen. Sie brachte es nicht über sich, ihm zu erzählen, was dieses Dorf ihr und ihren Eltern angetan hatte. Sonst hätte sie es keine Sekunde länger hier ausgehalten.
»Es ist wirklich keine sehr interessante Geschichte«, begann sie. »Ich kannte George von klein auf. Er ist ein paar Jahre älter als ich. Na ja, ich war in meiner Jugend ein richtiger Wildfang. Ich geriet andauernd in Schwierigkeiten, kletterte auf Bäume, spielte meinen Mitmenschen Streiche.« Nell seufzte. Eine unschuldige Zeit, wenn sie so daran zurückdachte.
»George arbeitete auf der größten Farm in dieser Gegend. Sein Vater ist der Pächter, weißt du. Eines Tages, ich war zwölf, hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, eine von den Kühen zu reiten.«
Mikhail grinste, und das ermutigte sie.
»Es ging nicht gut aus, wie du dir denken kannst. Die Kuh hat mich abgeworfen. George fand mich im Morgengrauen. Ich hatte Prellungen und einen schlimm verstauchten Fuß. Er hat sich um mich gekümmert und nie irgendwas verraten ...« Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Dabei war das einer der schlimmsten Tage ihres Lebens gewesen. »Er wurde mein Held. Und das blieb er auch, jahrelang. Wir waren unzertrennlich. Und an meinem achtzehnten Geburtstag hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.
Ich war überglücklich. Aber zwei Wochen vor der Hochzeit wurde meine Mutter auf einmal krank. George war in dieser Zeit ganz seltsam, irgendwie distanziert. Er kam kein einziges Mal zu Besuch. Und später, ja, da sagte er mir, er hätte seine Meinung geändert. Er wolle mich nicht mehr heiraten. Und das ist das Ende vom Lied.«
Nell schaukelte Katja sanft auf ihrem Schoß und versuchte, nicht an die letzten Worte zu denken, die sie und George gewechselt hatten. Vergebens. Du kannst ihnen doch nicht glauben«, hatte sie gebrüllt, aber George war unerbittlich gewesen. Deine Mutter ist verdammt. Und du ebenso, Storm Witherspoon. Komm mir nie wieder unter die Augen.
Überrascht blinzelnd stellte Nell fest, dass Mikhail sich über sie beugte. Mit unergründlicher Miene streckte er die Arme aus. »Gib sie mir, Nell. Du solltest besser nach unten gehen und dich um deinen Besuch kümmern.«
Wortlos reichte sie ihm Katja und erhob sich. Erst als sie bereits an der Tür war, sagte er: »Nell?«
Sie antwortete nicht.
»Ich begreife nicht, wie der Mann dich gehen lassen konnte. George muss ein absoluter Dummkopf sein.«
Nein, dachte Nell traurig, George ist klüger, ab ihm selbst bewusst ist.